Clement Valla, 2010 — ongoing
Postcards from Google Earth
Satellitenbild, Druck auf PVC-Plane, Holzkonstruktion, Schalrohr
Postcards from Google Earth ist ein fortlaufendes Projekt, in dem Clement Valla Screenshots von Google Earth sammelt. Alle von Valla archivierten Bilder zeigen verzerrte Renderings von Straßen und Autobahnen, auf denen “die Illusion einer nahtlosen Darstellung der Erdoberfläche zusammenzubrechen scheint”. Der Algorithmus der Software berechnet die Bilder aus einer Vermengung von 2D-Satellitenbildern und Anhaltspunkten aus einer Vielzahl von Datenbanken. Dabei kommt es immer wieder zu Fehlberechnungen, in denen bspw. Brücken oder Dämme nicht als eigenständige Objekte in der Landschaft erkannt, sondern als Teil der jeweils zugrunde liegenden Topografie und Textur des Terrains selbst visualisiert werden. Valla beschreibt diese Bilder nicht als Störungen, sondern als “das absolute logische Ergebnis des Systems.” Diese Systemfehler dokumentiert er in einer öffentlichen Bilddatenbank unter postcards-from-google-earth.com.
Valla zeigte einen Teil seines Archivs bei LINZ FMR 19 in einer skulpturalen Installation. Der Screenshot des Satellitenbilds wurde auf ein reales Terrain bzw. ein Objekt übertragen. Dabei wurden die algorithmischen Verzerrungen des jeweiligen Bildes physikalisch reproduziert. Es kam zu einer Verschmelzung der algorithmisch virtualisierten Repräsentation von Landschaft mit den konkreten Merkmalen des Linzer Terrains.
Der in New York lebende Künstler Clement Valla (*1979) beschäftigt sich in seiner Arbeit mit Systemen zur algorithmischen Erfassung der Welt. Er analysiert Methoden der automatisierten Bildproduktion und wie diese Menschen und Dinge auf immer komplexere Weise miteinander verbinden. Seine Arbeit wurde u. a. in Zeitschriften und Magazinen wie The Guardian, Wall Street Journal, TIME Magazine, El Pais, Huffington Post oder Wired zitiert. Derzeit ist er außerordentlicher Professor an der Rhode Island School of Design.